Donnerstag, 12. Januar 2012

Ein Blick zurück

Meine Kindheit verlief durchschnittlich normal.
Grossgeworden in einer vierköpfigen Familie, besserer Mittelstand (wag ich jetzt mal zu behaupten) in einem Reiheneinfamilienhaus, ländliche Gegend, jedoch stadtnah.
Mein Vater arbeitete tagsüber als Fernmeldeingenieur bei einer Telefongesellschaft. Abends war er vor dem Fernseher oder hinter der Zeitung zu finden.
Meine Mutter arbeitete Teilzeit in verschiedenen Berufen, mal in der Bank, mal in einer Schule, irgendwie sind mir die Details dazu abhanden gekommen. War sie zu Hause, war sie uns eine strenge, aber gute Mutter, die uns zu selbständigen und selbstbewussten Menschen erzog.
Klassisch für die damalige Zeit war die Emanzipation meiner Mutter, die Wichtigkeit, selber arbeiten zu gehen, und gleichzeitig das tiefe Feststecken in den alten Mustern. Mein Vater hielt sich aus der Erziehung und dem Haushalt raus, ermöglichte meiner Mutter aber ein bequemeres Dasein durch die Finanzierung eines Au-pairs oder später einer Putzfrau. Oder hat sich dies meine Mutter selber finanziert?

Mein Bruder und ich besuchten eine Privatschule, antrophosofischer Natur. Wir spielten ein Instrument, wurden mit Vollkornnahrungsmittel aus dem Reformhaus ernährt, trugen ökologisch vertretbare Kleidung, hatten ausschliesslich pädagogisch wertvolle Spielsachen und unsere Haustiere. An Wochenenden machten wir mit Vater eine Radtour, gingen segeln oder bauten irgendetwas in der Werkstatt zusammen.
Körperliche und entwicklungstechnische Defizite wurden gezielt mit Logopädie, Heileuritmie und anderen möglichen Therapien behandelt.
Auch die Ferien liessen keine Wünsche übrig. Im Winter war Skifahren in den Bergen angesagt, im Sommer Badeferien in Dänemark, dem Heimatland meiner Mutter. Im Herbst und Frühling wurden unsere Ferientage mit campieren, wandern oder segeln ausgefüllt. Meisstens war nur ein Elternteil dabei, zumindest später, als sich meine Eltern nicht mehr so warm waren, wie zu Beginn ihrer Beziehung.

Aus heutiger Sicht durchschnittlich. Doch ist dabei nicht zu vergessen, dass die ganze Bio-, Öko-, Eso-, und Fördererziehung erst seit kurzem die ganze Gesellschaft infiziert hat. Damals waren wir doch eher exotische Spezies in dieser Hinsicht.

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