Freitag, 13. Januar 2012

Aller Anfang ist schwer

Als mein Bruder zwei Jahre alt war, erklärte ihm meine Mutter, dass er im Bauch einer anderen Frau seine ersten paar Monate verbrachte, bevor er zur Welt kam, weil sie keine Kinder in ihrem Bauch haben kann.
Da hat er anscheinend angefangen zu schreien und weinen. War es die falsche Entscheidung, ihm die Wahrheit bereits in dem Alter zu sagen?!?
Als er sich etwas beruhigt hatte, kam aus ihm heraus, dass er so wütend war, weil er nicht in ihrem Bauch gewesen ist, sondern in dem einer fremden Frau.
Etwa zur gleichen Zeit kam ich, im Alter von drei Monaten, als apathisches Baby in diese Familie. Aufgedunsen wie ein kleiner Dekor-Buddha und irgendwie in meiner eigenen Welt versunken.

Meine leibliche Mutter konnte auf Grund ihrer starken Epilepsie die Medikamente während der Schwangerschaft nicht absetzen. Also startete ich mein Weg in mein neues Leben mit einem Entzug, losgelöst von der einzigen mir vertrauten Person, mit einem Invalidenausweis in der Tasche und der Prognose vom Kinderarzt, ein behinderter Mensch zu werden.

Ich kam vorübergehend in eine Pflegefamilie, die mich liebevoll aufnahm bis alle Details betreffend meiner Adoptionsfamilie und -papiere geklärt waren.
Ich war nur drei Monate dort, musste aber bleibende Eindrücke hinterlassen haben... als meine Mutter und ich diese Familie nach zwanzig Jahren einmal besuchen gingen, war mein Geburtstag immer noch in deren Kalender eingetragen...

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